25.01.2022 | 10:08
Bundeswehr unterstützt Lahn-Dill-Kreis bei Kontaktnachverfolgung
Einsatz des Jägerbataillons 1 Schwarzenborn in Heisterberg bis 22. Februar verlängert
Soldaten in Uniform, die allerdings nicht durch den Wald mit schwerem Gepäck marschieren oder für Einsätze üben, sondern am Schreibtisch sitzen, das Headset auf dem Kopf und sich mit freundlicher Stimme am Telefon melden: „Ich rufe an wegen Ihres positiven Testergebnisses. Da hätte ich ein paar Fragen an Sie.“
Seit dem 6. Dezember 2021 unterstützt die 3. Kompanie des Jägerbataillons 1 Schwarzenborn das Kreisgesundheitsamt bei der Kontaktnachverfolgung. „Der Amtshilfeantrag ist bis 22. Februar 2022 verlängert worden“, erklärt Oberstabsfeldwebel Michael Koch. Er kommt vom Kreisverbindungskommando Lahn-Dill-Kreis. Das Kreisverbindungskommando Lahn-Dill-Kreis ist die Schnittstelle zwischen Militär und Landrat. Landrat Wolfgang Schuster bedankt sich bei einem Termin vor Ort für die Unterstützung. „Ohne die Hilfe der Bundeswehr wären wir nicht in der Lage, alle Indexfälle zu erreichen“, sagt er.
Zehn Soldaten und Oberfeldwebel Cedric Schöttel sowie eine Mitarbeiterin des Gesundheitsamtes sitzen in einem Saal des Jugendfreizeitheims Heisterberg. Jeder in einer Telefonbox, von den anderen abgeschirmt, den Blick durch die großen Fenster auf die verschneite Landschaft. Viel Zeit haben sie jedoch nicht, um sich den vereisten Heisterberger Weiher anzusehen.
Bundeswehrangehörige können bis zu 160 Fälle pro Tag bearbeiten
Jeden Morgen bekommen die Soldaten eine Liste positiv auf das Corona-Virus getesteter Menschen vom Kreis-Gesundheitsamt zugesendet. Und diese wird täglich länger. Untereinander teilen sie sich diese Fälle auf und rufen einen Menschen nach dem anderen an. Bei einigen müssten sie zunächst erst einmal eine Telefonnummer recherchieren. Dann sei es nicht mit dem Anruf und der Information getan, dass sich die Betroffenen ab jetzt in häusliche Quarantäne oder Isolation begeben müssen, wie Oberfeldwebel Schöttel erklärt. Diverse Fakten müssen abgefragt und in verschiedene Eingabemasken eingetragen werden, beispielsweise wann der positive PCR-Test gemacht wurde, Informationen über die schon erfolgten Corona-Impfungen und aktuelle Symptome. Außerdem müssen die Kontaktpersonen ermittelt werden und diese gegebenenfalls in häusliche Quarantäne versetzt werden – je nach Impfstatus. Die Versetzung geschieht dann Kraft Gesetzes. „Haushaltsangehörige ohne vollen Impfschutz müssen ebenfalls eingepflegt werden“, erklärt der Oberfeldwebel. Hinzu kommen auch immer wieder viele Fragen der positiv Getesteten. Bei medizinischen Fachfragen verweisen die Soldaten an das Gesundheitsamt oder leiten das Gespräch an die Mitarbeiterin des Gesundheitsamtes vor Ort weiter.
„Wir sind sehr dankbar für die Unterstützung durch die kompetenten Mitarbeiterinnen des Gesundheitsamtes hier vor Ort“, sagt Schöttel. Auch sonst verlaufe die Zusammenarbeit mit dem Lahn-Dill-Kreis reibungslos. Die Unterbringung im Jugendfreizeitheim Heisterberg sei sehr komfortabel. Jeder habe sein eigenes Zimmer mit eigenem Bad. Mahlzeiten werden frisch zubereitet. Besonders würden seine Soldaten die sehr kurzen Wege von der Unterkunft zur Arbeitsstätte schätzen. So bleibe am Abend noch genug Zeit, sich beispielsweise in der benachbarten Turnhalle sportlich zu betätigen.
Kreis-Gesundheitsamt ist auf die Mithilfe der Bürgerinnen und Bürger angewiesen
Von 07:30 Uhr bis 17 Uhr montags bis freitags sind die Soldaten im Einsatz und rufen die Menschen mit einem positiven Testergebnis an, samstags unterstützen zwei von ihnen das Kreis-Gesundheitsamt von 10 Uhr bis 15 Uhr direkt in Herborn. Bis zu 160 Fälle schaffen die Bundeswehrangehörigen so pro Tag.
Da sich aktuell so viele Menschen wie nie mit dem Corona-Virus infizieren, ist das Kreis-Gesundheitsamt deshalb auf deren Mithilfe angewiesen. Wer ein positives PCR-Testergebnis oder einen positiven Schnelltest in einer Bürgerteststelle erhält, bekommt nun eine SMS des Gesundheitsamtes, um selbst die Informationen einzutragen, die bis Ende der Woche noch die Mitarbeitenden des Gesundheitsamtes und die Bundeswehr-Angehörigen telefonisch abgefragt haben. Nur noch die Fälle, die dieses Formular nicht zurückschicken oder die keine Mobilnummer hinterlegt haben, werden dann noch auf dem herkömmlichen Weg angerufen. Das soll für eine Entlastung der Mitarbeitenden sorgen.