12.03.2025 | 12:59

Wie sieht die Zukunft der Ausbildung aus?

Wirtschaftsförderung des Lahn-Dill-Kreises im Austausch mit den Gewerblichen Schulen Dillenburg

Die Zukunft der Ausbildung aktiv leiten und stärken – bei dem gemeinsamen Ziel sind sich die Akteurinnen und Akteure der Schule und des Kreises einig. Foto: Gewerbliche Schulen Dillenburg

Die Zukunft der Ausbildung aktiv leiten und stärken – bei dem gemeinsamen Ziel sind sich die Akteurinnen und Akteure der Schule und des Kreises einig. Foto: Gewerbliche Schulen Dillenburg

SchulePlus, Sprachförderprogramm, Berufsorientierung für Grundschulkinder, Landesfachklassen und vieles mehr – das Angebot von Berufsschulen umfasst weit mehr, als nur das Erlernen eines Berufes. Wie vielseitig die Berufsausbildung an den Gewerblichen Schulen in Dillenburg (GSD) gedacht und gemacht wird und welche Herausforderungen es zu meistern gilt, schilderte die Schulleitung jetzt im Gespräch mit der Wirtschaftsförderung des Lahn-Dill-Kreises. Gemeinsam tauschten sich die Akteurinnen und Akteure über Anforderungen und Perspektiven im Ausbildungsbereich aus.

Projekte zur Berufsorientierung

Junge Menschen schon früh erreichen und für eine Ausbildung sensibilisieren und begeistern – mit diesem Ziel setzen die Gewerblichen Schulen gleich mit mehreren Projekten bei unterschiedlichen Altersgruppen an. Im Projekt „IMA“ (Initiative für Mehr Ausbildung) werden seit 2022 Berufsorientierungsworkshops für Grundschulkinder vor dem Übergang in die Sekundarstufe I angeboten. Die Kinder seien zu diesem Zeitpunkt sehr begeisterungsfähig und ansprechbar, schildert die Schulleitung. Die Workshops sollen früh Bewusstsein dafür schaffen, dass Lernen mehr ist, als Lesen, Schreiben und Rechnen. Außerdem soll die Distanz zur Berufsschule als Lernort abgebaut werden. Die Workshops werden dabei ganzheitlich gedacht und Auszubildende in die Durchführung mit eingebunden. Die Schule arbeitet aktuell daran, dieses Projekt weiter auszuarbeiten und räumlich und konzeptionell zu verstetigen.

In einem weiteren Projekt, der „Mittelstufenschule“, einer Kooperation mit der Comenius-Schule-Herborn, findet berufsbezogener Unterricht für Schülerinnen und Schüler an den Gewerblichen Schulen und den Kaufmännischen Schulen in Dillenburg an einem Tag in der Woche statt. In der Klasse 8 können die Jugendlichen dabei während einer Orientierungsphase vier Themenschwerpunkte über einen Zeitraum von je zehn Wochen kennenlernen. Anschließend vertiefen sie in der Klasse 9 zwei Schwerpunkte über je ein halbes Schuljahr hinweg. 264 Schülerinnen und Schüler nehmen aktuell an dem Konzept der Mittelstufenschule teil. Und auch das Projekt SchulePlus, bei dem, ähnlich wie bei StudiumPlus, Ausbildung und Schulabschluss parallel absolviert werden können, möchte die Berufsschule gemeinsam mit der Johann-Textor-Schule in Haiger verwirklichen. „Die Frage ist ja: Wo und wann fängt Berufsorientierung an? Mit Ihren Projekten zeigen Sie, dass es vielseitige Wege gibt, um für eine Ausbildung zu begeistern. Bitte teilen Sie uns mit, welchen Bedarf Sie haben. Wir möchten Sie gerne bei Ihren Vorhaben unterstützen“, betont Landrat Carsten Braun.

Ausblick: Zukunftsfähige Berufsschule und Landesfachklassen IT

Ziel des Projekts „Zukunftsfähige Berufsschule“ ist es, die duale Ausbildung trotz rückläufiger Zahlen in Hessen zu stärken. Neben der Senkung der Mindestklassengröße zum Schuljahr 2021/2022, sollen regionale oder landesweit zuständige Berufsschulzentren den Erhalt gefährdeter Ausbildungsberufe sichern. Für den Standort Dillenburg und die GSD bedeutet dies, dass bestimmte Ausbildungsberufe mit sehr geringen Schülerzahlen, wie im Friseur-, Bäckerei- und Fleischereihandwerk, aber auch beispielsweise der Ausbildungsberuf Fluggerätemechanikerin oder -mechaniker nicht mehr in Dillenburg angeboten werden können. Eine weitere Reduktion der angebotenen Ausbildungsberufe sei jedoch zunächst nicht zu erwarten. Im Rahmen des Prozesses der zukunftsfähigen Berufsschule sind am Standort Dillenburg die Ausbildungsberufe Fachinformatikerinnen und -informatiker für Digitale Vernetzung sowie für Daten- und Prozessanalyse als „Landesfachklasse IT“ etabliert worden und verzeichnen eine stetig steigende Nachfrage.

„Die Auszubildenden müssen mit dem neuen Konzept teilweise weite Wege zur Berufsschule in Kauf nehmen. Das kann dazu führen, dass diese Ausbildungsberufe unbeliebter werden“, stellte Schulleiterin Astrid John fest. „Wir versuchen, Ausweichmöglichkeiten für die Betriebe anzubieten und bieten zum Beruf des Werkzeugmechanikers beispielsweise Zusatzmodule für Zerspannungsmechaniker und Mechatroniker an“, so John weiter. Die Schule rate Betrieben, wo es möglich sei, Kompromisse einzugehen, um Fachkräfte in der Region zu halten und Ausbildungen nicht zu verlagern. Kreis-Wirtschaftsdezernent Prof. Dr. Harald Danne bedankte sich für den Einblick der Berufsschule und fügte hinzu: „Die Entwicklung der Berufsschulen in Hessen stellt uns vor große Herausforderungen. Wir müssen uns die Frage stellen: Wie können wir diese Entwicklung nicht nur begleiten, sondern auch leiten?“ Im weiteren Vorgehen – da sind sich die Akteurinnen und Akteure einig – wolle man eng zusammenarbeiten, um die Ausbildung von Fachkräften in der Region auch in Zukunft zu sichern.