18.02.2025 | 12:04
Schule für alle: Avatare holen kranke Kinder zurück in die Klasse
Lahn-Dill-Kreis schafft vier Lern-Roboter an, um langzeiterkrankten Kindern Teilhabe an Unterricht und Klassengeschehen zu ermöglichen

Von links nach rechts: Silke Schaub, Matthias Aubel und Simone Vetter von der Kreis-Schulabteilung/Medienzentrum Lahn-Dill, Schuldezernent Roland Esch, Landrat Carsten Braun, Lars Otto von „NoIsolation“, Kristian Snoeijer, Leiter des überregionalen Beratungs- und Förderzentrums im Förderschwerpunkt körperliche und motorische Entwicklung Limburg-Weilburg und Lahn-Dill und Liana Miske (Kreis-Schulabteilung) freuen sich, dass die vier Lern-Avatare jetzt einsatzbereit sind, um Schülerinnen und Schüler im Lahn-Dill-Kreis zu unterstützen. Foto: Lahn-Dill-Kreis
Der kleine Roboter ist circa 30 Zentimeter groß, hat zwei Augen aus LED-Lichtern, einen Lautsprecher in der Brust und kann sich um 360 Grad drehen – der AV1-Lern-Avatar der Firma NoIsolation soll Kinder und Jugendliche unterstützen, die nicht am Unterricht vor Ort teilnehmen können. Der Roboter steht im Klassenraum, das Kind verbindet sich von zuhause aus mit einem Tablet und kann so mit der Klasse kommunizieren. Vier Avatare hat das Medienzentrum des Lahn-Dill-Kreises mit Inklusionsmitteln des Landes Hessen angeschafft, die ab sofort von den Schulen ausgeliehen werden können.
„Durch den kleinen Roboter können langzeiterkrankte Kinder von zuhause aus wesentlich realistischer als bisher am Unterricht teilnehmen“, freut sich Simone Vetter, Leiterin der Kreis-Schulabteilung. Anders als per Videokonferenz oder Chat, können sich betroffene Kinder mit dem Avatar aktiv im Unterricht beteiligen. Über ein Tablet kann das Kind den Avatar steuern, ihn drehen, sich im Klassenraum umschauen, über ihn sprechen und Emotionen zum Ausdruck bringen. „Der Avatar kann in der mitgelieferten Tragetasche auch mit in die Pause oder zu Klassenausflügen genommen werden. Die Teilhabe am Schulleben erreicht damit ein ganz neues Level“, erklärt Vetter. Dabei wird auch auf den Datenschutz geachtet. Der Stream vom Klassenzimmer nach Hause kann beispielsweise nicht aufgenommen werden, es gibt keine Möglichkeit Screenshots zu machen und durch eine End-zu-End-Verschlüsselung wird sichergestellt, dass der Stream nirgendwo im Internet gespeichert wird. Hessenweit sind aktuell 80 Avatare im Einsatz, deutschlandweit sind es 1.500.
Angestoßen wurde das Projekt im Lahn-Dill-Kreis vor über einem Jahr von Kristian Snoeijer. Er leitet das überregionale Beratungs- und Förderzentrum im Förderschwerpunkt körperliche und motorische Entwicklung Limburg-Weilburg und Lahn-Dill und ist Leiter der Schule an der Brühlsbacher Warte in Wetzlar. „Wir sind eng vernetzt mit unseren Schulen und dankbar für den intensiven Austausch. Mit den Avataren startet jetzt ein Pilotprojekt, mit dem wir das gemeinsame Lernen und die soziale Integration deutlich verbessern können“, sagt Silke Schaub, stellvertretende Leiterin des Medienzentrums. Lehrkräfte, die Interesse an einem Avatar haben, können sich diesen im Medienzentrum des Lahn-Dill-Kreises ausleihen. Vor Ort gibt es eine Schulung. „Die Schule bekommt das komplette Paket: Avatar, Tablet und Einweisung. Von uns ist alles vorbereitet, sodass die kleinen Roboter ab sofort einsatzbereit sind“, sagt Schaub abschließend.
Pro Avatar sind Anschaffungskosten von rund 5.000 Euro entstanden. „Aus Schulträgersicht ist es erfreulich, dass das Land uns bei diesen Kosten unterstützt“, sagt Landrat Carsten Braun. Die laufenden Kosten von circa 850 Euro pro Avatar pro Jahr trägt der Landkreis. Darin enthalten sind Serviceleistungen, Updates und auch jeweils ein Ersatzavatar. „Mit unserem Medienzentrum bewegen wir uns auf einem sehr hohen Niveau. Das Thema Inklusion beschäftigt uns schon lange. Es ist schön, dass wir mit den Avataren den nächsten Schritt gehen“, schließt Kreis-Schuldezernent Roland Esch ab.