01.03.2024 | 12:32

Kann man alte Bergwerke im Lahn-Dill-Kreis als Wärmequelle nutzen?

Kreis-Umweltdezernentin Andrea Biermann und Klimaschutzmanager Ingo Dorsten luden zum Expertentreffen in Solms ein

Mehr als 20 Expertinnen und Experten kamen zum Informationsaustausch rund um die regionalen Potentiale der Geothermie. Foto: Lahn-Dill-Kreis/Sophia Wilhelm

Mehr als 20 Expertinnen und Experten kamen zum Informationsaustausch rund um die regionalen Potentiale der Geothermie. Foto: Lahn-Dill-Kreis/Sophia Wilhelm

Um über eine mögliche Nutzung alter Bergwerke in der Region zur Wärmeversorgung zu diskutieren, trafen sich verschiedene Fachexperten an der Grube Fortuna. Andrea Biermann, die Ehrenamtliche Kreisbeigeordnete für Umwelt, Klimaschutz und Mobilität des Lahn-Dill-Kreises, hatte zu dem Treffen eingeladen. Mehr als 20 Vertreterinnen und Vertreter von Bergamt, Wasserbehörden, Umweltministerium, Landesenergieagentur, Hessischem Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie (HLNUG), Gesundheitsamt, Wissenschaft und Industrie waren der Einladung gefolgt, um sich über rechtliche und technische Umsetzungsmöglichkeiten zu informieren.

Kreis will konkrete Projekte und Umsetzung in der Region prüfen

Das Ziel des Treffens ist für Kreis-Klimaschutzmanager Ingo Dorsten klar: „Wir müssen vor die Lage kommen.“ So soll in Zukunft exemplarisch am Lahn-Dill-Kreis untersucht werden, ob und wie Sonderformen der Geothermie an einem konkreten Projekt zur Umsetzung kommen können und wo weitere Potentiale liegen. Diese Fragestellung soll auch in die Aktualisierung des Energie- und Klimaschutzkonzeptes des Kreises einfließen. Da es eine Vielzahl von alten Bergwerken in der Region gibt, können die Erkenntnisse vor allem für die Kommunen einen großen Gewinn bei der Kommunalen Wärmeplanung bedeuten.

Grubenwasser als effektive geothermische Wärmequelle

Über die Erschließungswege der Geothermie informierten zwei Experten: Florian Hahn von der Fraunhofer Einrichtung für Energieinfrastruktur und Geothermie in Bochum sowie Prof. Dr. Georg Wieber von der Universität Mainz berichteten in Vorträgen, wie das Wasser in stillgelegten und oft vollgelaufenen Gruben sowohl als Wärmequelle, als auch als Wärmespeicher genutzt werden kann. Im Ruhrgebiet sei das Potential zur Wärmenutzung der Grubenwässer besonders hoch, schilderte Hahn. Teilweise erreiche das Wasser Temperaturen von bis zu 34 Grad Celsius und große Mengen müssten auch in Zukunft aus Gründen der Wasserhaltung aus den alten Kohlebergwerken gepumpt werden. Diese Wassermengen ließen sich hervorragend zur Wärmeversorgung ganzer Stadtteile nutzen. Auch die Abwärme aus Industrie oder der Solarthermie könne bei günstigen hydrologischen Verhältnissen in tiefen Grubenfeldern gespeichert und im Winter zur Beheizung genutzt werden.

Nicht nur die Gruben im Kohlerevier eignen sich zur Wärmeversorgung, auch ein Blick auf den Erzbergbau und seine Potentiale lohnt sich: So gibt es bei Herdorf ein konkretes Projekt, um aus den dortigen alten Eisenerzgruben dem etwa 17 Grad Celsius warmen Wasser einen Teil der Wärme zu entziehen und mittels Wärmepumpen Wohnquartiere zu beheizen. In Bad Ems wird schon seit Jahren das Rathaus mit Thermalwasser aus einem Stollen beheizt und auch im Lahn-Dill-Kreis wurde bereits ein Projekt an der Grube Fortuna umgesetzt. Das 13 Grad Celsius warme Stollenwasser liefert hier schon seit einigen Jahren die Wärme zur Beheizung der Grubengebäude vor Ort.

Diese Beispiele zeigen, dass die Geothermie auf vielen Wegen nutzbar ist.  Kreis-Klimaschutzmanager Ingo Dorsten, der die Initiative zu diesem Symposium ergriffen hatte, sagte mit Blick auf die Wärmewende: „Ohne Geothermie wird es nicht gehen. Wir müssen daher schauen, wo die Potentiale liegen und wie wir sie am effektivsten nutzen können.“ Den Ansatz dazu gab es bereits bei der Entwicklung eines Neubaugebietes in Ehringshausen. Damals hatte Dorsten empfohlen, eine nahegelegene, alte Eisenerzgrube als Wärmequelle zu nutzen. Jedoch konnten viele technische und rechtliche Fragen in so kurzer Zeit nicht geklärt werden, sodass das Projekt wieder verworfen werden musste.

Die Konferenz zeigte deutlich das Interesse an dem Thema: Sowohl die Behörden als auch die Wissenschaftler wollen dieses Thema zukünftig stärker in den Blick nehmen und die angesprochenen Projekte und Potentialbetrachtungen im Landkreis unterstützen.