12.10.2023 | 11:39
Gemeinsam Chancen der Transformation nutzen
Kreis-Wirtschaftsförderung lädt zum Netzwerktreffen rund um Transformationsprojekt „TeamMit“ ein
Elektromobilität, Brennstoffzellen, autonomes Fahren oder Konzepte ohne Autos: Wenn es um die Zukunft der Automobilindustrie geht, fallen viele unterschiedliche Begriffe, die oftmals in unterschiedliche Richtungen gehen. Von der Automobiltransformation sind sowohl Hersteller als auch Zulieferer betroffen und damit auch die gesamte Region Mittelhessen und der Lahn-Dill-Kreis. Um zu ergründen, wie die regionalen Wirtschaftsakteurinnen und -akteure die Transformation gemeinsam nutzen und gestalten können, haben die Kreis-Wirtschaftsförderung und das Projekt TeamMit (Transformationsnetzwerk der Automobilindustrie in Mittelhessen) zu einem Netzwerktreffen der Institutionen eingeladen.
Unter dem Motto „Better Together“ hatten die Teilnehmenden die Möglichkeit, durch Fachvorträge und Paneldiskussionen neue Informationen zu den Transformationsprozessen in der Automobil- und Zulieferindustrie zu erhalten und anhand dieser Möglichkeiten und Chancen für das zukünftige Handeln zu erarbeiten. Dr. Carola Burkert vom Institut für Arbeitsmarkt und Berufsforschung der Bundesagentur für Arbeit (IAB) gab bei ihrem Vortrag zum Beispiel einen Ausblick in den zukünftigen Arbeitsmarkt. Dabei wurde deutlich, dass viele Tätigkeiten in Berufen durch die voranschreitende Digitalisierung zwar potenziell substituierbar, also ersetzbar, sind, aber auch neue Tätigkeiten in den Berufen und neue Berufe entstehen. Sie betonte: „Digitalisierung bedeutet Umbruch, aber nicht Einbruch. Die Arbeit geht uns nicht aus, aber ihre Komplexität steigt.“ Man müsse in die Weiterbildung der Arbeitskräfte investieren und lernen, die Chancen der Digitalisierung zu nutzen. So könne man auch der Arbeitslosigkeit und dem Fachkräftemangel entgegenwirken. Auch Landrat Wolfgang Schuster nahm am Netzwerktreffen teil und knüpfte an: „Wir müssen lernen, den Arbeitsmarkt zu gestalten, sonst gestaltet er uns und unsere Arbeit.“
Um wettbewerbsfähig zu bleiben, sei es aber auch wichtig, die Region als Wirtschaftsstandort und Lebensraum für die Menschen weiter auszubauen und attraktiv zu gestalten. Dazu zähle beispielsweise auch, die Ausbildungs- und Studienmöglichkeiten vor Ort zu stärken. Denn eine Ausbildung verwurzele Arbeitskräfte mit der Region. Zudem gebe es noch viele unentdeckte und ungenutzte Potentiale im Lahn-Dill-Kreis und der Umgebung. Es brauche mehr innovative Ideen und praxisnahe Angebote, um Frauen, Teilzeitbeschäftigte, Familien und ältere Beschäftigte sowie Inklusion im Berufsleben weiter zu fördern. Auch die älteren Beschäftigten müssen demnach beim Zugang zu Digitalisierung mehr unterstützt und gefördert werden. Junge und ältere Menschen könnten im Erwerbsleben viel voneinander lernen und sollten in altersgemischten Teams arbeiten. Mit einer entsprechenden strategischen Personalpolitik könne man sich diese Kompetenzen und Wissensbestände nutzen machen. Um heranwachsende Arbeitskräfte für Berufsausbildungen zu begeistern, müsse man außerdem Betriebe und Schulen besser miteinander vernetzen und beispielsweise die Berufsvorbereitung in technisch-mathematischen und naturwissenschaftlichen Fächern kontinuierlich ausbauen. Auch im Kfz-Handwerk hat unlängst die digitale Transformation Einzug gehalten. Hier findet gegenwärtig ein stärkerer Kompetenzumbau der Service- und Funktionstätigkeiten in relevanten Bereichen der Elektrik, Elektronik und Software statt. Das Konzept des lebenslangen Lernens als Kompetenz hat sich bereits im Kfz-Handwerk eingestellt. Das waren einige der vielen Erkenntnisse aus der Paneldiskussion mit Mario Hofmann, Ausbildungsleiter bei der Isabellenhütte Heusler GmbH & Co. KG, Dr. Dayana Buyken, Senior Specialist HR Development bei der Weber Group, Michael Kraft, Geschäftsführer des Mercedes-Autohauses Neils & Kraft, Volker Breustedt, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Marburg, Me. Dietmar Punga von den Berufsbildungs- und Technologiezentren (BTZ) Wiesbaden und Stefan Laux, Berufsschullehrer an der Friedrich-Dessauer-Schule Limburg.
Das Motto „Better Together“ stand bei den Diskussionen stets im Vordergrund. Kreis-Wirtschaftsdezernent Prof. Dr. Harald Danne betonte: „Keiner weiß so viel, wie alle zusammen. Deshalb brauchen wir uns gegenseitig. Wir müssen zusammen anpacken, denn einen Mehrwert erzielen wir nur gemeinsam.“
Die Wirtschaftsregion Lahn-Dill zusammen mit Studium Plus plant nun im Rahmen von TeamMit, das gemeinsame Handeln für die Beschäftigten in den Unternehmen konkret anzugehen und konzeptionell zu entwickeln. Hierbei soll es vor allem um die Entwicklung von passgenauen Qualifizierungsangeboten für die sogenannten Future Skills, also Fähigkeiten, die in den nächsten fünf Jahren deutlich an Bedeutung zunehmen werden, gehen. Außerdem sollen regionale Arbeitskreise für bestimmte Themen entstehen und bestehende Formate intensiviert werden. „Kleine Arbeitskreise für einzelne Regionen sind wichtig, da die zu behandelnden Themen von Region zu Region unterschiedlich stark priorisiert werden müssen. So können wir am effektivsten arbeiten“, sagte Angelika Berbuir, Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Limburg-Wetzlar.