11.06.2024 | 08:08

„Digitalisierung öffnet neue Wege der Bildung“

Kreis-Wirtschaftsförderung tauscht sich mit Bildungsträgern zu neuen Herausforderungen und Möglichkeiten von Bildung und Ausbildung in Mittelhessen aus

In Kleingruppen konnten sich die Teilnehmenden des Netzwerktreffens darüber austauschen, welche Herausforderungen noch gemeistert werden müssen, um Lernortkooperationen umzusetzen. Foto: Lahn-Dill-Kreis/Marie-Therese Koch

In Kleingruppen konnten sich die Teilnehmenden des Netzwerktreffens darüber austauschen, welche Herausforderungen noch gemeistert werden müssen, um Lernortkooperationen umzusetzen. Foto: Lahn-Dill-Kreis/Marie-Therese Koch

„Bildung wird immer individueller und Aufgaben in der Arbeitswelt immer komplexer. Wir alle müssen lernen, damit umzugehen. Die Digitalisierung ist hierbei nicht nur eine Herausforderung – sie eröffnet uns auch neue Wege“, sagte Kreis-Wirtschaftsdezernent Prof. Dr. Harald Danne zur Eröffnung eines Netzwerktreffens der beruflichen Schulen und Bildungsträger in Mittelhessen. Das Treffen fand im Rahmen des Projektes TeamMit (Transformationsnetzwerk der Automobilindustrie in Mittelhessen für strategisches Qualifizierungs- und Technologiemanagement) statt.

Digitale Transformationsprozesse betreffen nicht nur die Automobilindustrie, sondern nahezu alle Lebensbereiche. Dementsprechend waren sich die Teilnehmenden des Netzwerktreffens einig: Digitale Kompetenzen müssen schon in der Schule praktisch vermittelt werden. Generell war Konsens, dass Bildung wesentlich praxisnäher und weniger theoretisch gestaltet werden müsse, um die Herausforderungen der Transformation meistern zu können.

In einem Impulsvortrag erklärte Paula Risius vom Institut der deutschen Wirtschaft (IW), wie die Digitalisierung in der Ausbildung und sogenannte Lernortkooperationen dem Fachkräftemangel entgegenwirken können. „Lernortkooperationen treiben die digitale Bildung voran. Wenn die Berufsschulen und die Ausbildungsbetriebe noch besser miteinander kooperieren und das Lernen von den verschiedenen Standorten aus ermöglichen, können digitale Kompetenzen noch intensiver vermittelt und die Auszubildenden ideal auf die Zukunft vorbereitet werden“, sagte sie. Aktuell tauschen sich Betriebe und Berufsschulen schon rege zu diesem Thema aus. Nun solle daran gefeilt werden, dass beide Seiten enger zusammenarbeiten. Hierfür müsse in einigen Fällen noch das Verständnis für den Stellenwert von Lernortkooperationen als Maßnahme gegen den Fachkräftemangel wachsen. Abschließend betonte Risius: „Digitalberufe legen quantitativ zu, digitale Kompetenzen sind aber künftig in nahezu allen Berufen gefragt. Fachkräftesicherung braucht also eine Berufsausbildung, die das berücksichtigt.“

Als Praxisbeispiele für gelungene Lernortkooperationen stellten Florian Müller und Mike Gorbracht von der Theodor-Heuss-Schule Wetzlar (THS) Projekte vor, die die Schule ihren Schülerinnen und Schülern anbietet. Konkret ging es um das „Zertifikat für internationale Geschäftstätigkeit“ sowie das Wahlpflichtprogramm e-Government für die angehenden Verwaltungsfachangestellten. „Begleitend zur Ausbildung für Industriekaufleute können die Schülerinnen und Schüler externe Module, zum Beispiel Business-Englisch, aber auch Praktika und sogar Auslandspraktika belegen und so durch das Lernen an verschiedenen Orten mit dem Zertifikat eine zusätzliche Qualifikation erlangen“, erklärte Müller. Gorbracht ergänzte: „Durch die Digitalisierung wandelt sich die Arbeitskultur in der Verwaltung. Das verlangt neue Kompetenzen von den Mitarbeitenden. Mit dem neuen Wahlpflichtfach bieten wir den Schülerinnen und Schülern an, auf diese Herausforderung vorbereitet zu sein. Durch das sogenannte Web-Based-Training können sie mit wechselnden E-Learning- und Präsenzphasen flexibel und interaktiv lernen.“

In zwei Gruppen konnten sich die Teilnehmenden im Detail über ihre individuellen Herausforderungen in der Umsetzung von Lernortkooperationen austauschen. Hier war vor allem Bürokratieabbau ein Thema. Zudem brauche es Zuständige, die sich intensiv mit der Organisation und der Finanzierung von Lernortkooperationen befassen. Vor allem brauche es viele zeitliche Ressourcen, die eingeplant werden müssen. Ziel für die Zukunft sei außerdem zum Beispiel, Lehrpläne an die Digitalisierung anzupassen und die Qualifikation der Ausbilderinnen und Ausbilder zu erweitern, indem beispielsweise Weiterbildungen ermöglicht oder gar verpflichtend werden.