11.02.2020 | 10:38
„Energievision 2050“ bringt Klimaschutz an Schulen
Jugendliche diskutieren mit Politikern über Mobilität, Konsum und Heizungen
Wir sitzen alle in einem Boot – Jonas Laß, Moderator der Energievision, setzt die Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufe 12 am Johanneum Gymnasium Herborn am 6. Februar 2020 jedoch nicht in ein Boot, sondern in einen imaginären Bus. Und es geht nicht auf Klassenfahrt, sondern mit voller Fahrt voraus gegen die Wand „Klimakatastrophe“. Anderes Transportmittel, gleiche Botschaft: Beim Thema Klimaschutz sind wir alle gefragt.
Das Klimabildungsprojekt „Energievision 2050 – Unser Klima. Meine Energie. Deine Zukunft“ ist ein Projekt des Energie- und Klimaschutzmanagements des Lahn-Dill-Kreises und möchte Jugendliche für das Thema sensibilisieren und motivieren. Finanziert wird diese hochkarätige Bildungsveranstaltung, an der 15 Schulen im Lahn-Dill-Kreis teilnehmen, vom Land Hessen und Unterstützern aus der Region, wie der Sparkasse Dillenburg, den Stadtwerken Herborn und der Hermann-Hofmann-Gruppe in Solms. Drei Schulen haben jetzt den Anfang gemacht – bei den Multivisionsveranstaltungen an der Wilhelm-von-Oranien-Schule in Dillenburg (897), dem Johanneum Gymnasium Herborn (573) und der Theodor-Heuss-Schule Wetzlar (310) nahmen insgesamt knapp 1800 Schülerinnen und Schüler teil. Die Jahrgangsstufe 12 des Johanneum Gymnasiums hatte dabei sogar die Gelegenheit, ihre ganz eigenen „Visionen“ für den Klimawandel den Vertretern von Kreis und Land mitzuteilen. Neben Kreisschuldezernent Heinz Schreiber (Lahn-Dill-Kreis), Klimaschutzmanager Ingo Dorsten (Lahn-Dill-Kreis), Mobilitätsmanagerin Laura Mette (Lahn-Dill-Kreis) und der Klimaschutzmanagerin Verena Nijssen (Limburg-Weilburg) kam auch Hessens Klimaschutz- und Umweltministerin Priska Hinz zur Diskussion in ihre Heimatstadt.
Wie kann man die Ziele des Klimaschutzplans 2050 erreichen?
Der Ansatz der Veranstaltungsreihe: Eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe fordert die gesamte Gesellschaft in die Lösungsfindung mit einzubeziehen. Versetzen wir uns in den Bus zurück. „Es gibt einige, die die Existenz der Wand bestreiten; einige die denken, der Aufprall wird schon nur halb so schlimm sein und einige, die auf hier Handy schauen und die Situation ignorieren, während eine kleine Gruppe den Busfahrer zum Bremsen überredet“, verdeutlicht Jonas Laß in dem Beispiel und ergänzt: „Dabei ist es höchsten Zeit zu Bremsen, der Reaktionsweg war lange genug!“ Die Jugendlichen bekommen bei dem Klimabildungsprojekt nicht nur viele Visionen, bestehende Projekte und visionäre Ideen in kurzen Impulsvideos gezeigt. Das eineinhalb stündige, jahrgangsübergreifende Programm bindet die Schülerinnen und Schüler aktiv mit ein. In Kleingruppengesprächen und einer moderierten Diskussion können Schülerinnen und Schüler die vorgestellten Ideen und Visionen zur Senkung der Treibhausgasemission in den kommenden Jahren gemeinsam diskutieren, weiterentwickeln und hinterfragen. Die Veranstaltungsreihe beantwortet Fragen und informiert über lokale Lösungsideen, möchte aber vor allem neue Denkanstöße fördern und die junge Generation motivieren, ihre eigenen Visionen für den Klimaschutz zu schaffen.
Mobilität ist gefragt
Mobilität war Thema Nummer eins bei den Jugendlichen in Herborn – sie sehen Handlungsbedarf für den Ausbau besserer Infrastrukturen. Sowohl in der Stadt, als auch auf dem Land fehle es an genügend Möglichkeiten im Bus- und Bahnverkehr, die für eine attraktive Mobilität abseits des PKWs nötig ist. Eine Schülerin bemerkte, dass dieser Aspekt in der Öffentlichkeit zu wenig Beachtung finde. Jonas Laß stimmte ihr zu: „Bei Gesprächen rund um die Mobilitätswende wird häufig nur vom Umrüsten gesprochen, aber auch die Umstrukturierung, neue Denkweisen in der Art und Weise, wie wir unsere Fortbewegung gestalten, sind hier mindestens genauso wichtig.“ Auch unser Konsumverhalten wurde thematisiert. So fragte Kreisschuldezernent Heinz Schreiber: „Wer von euch hat noch nie etwas online bestellt?“ Er wies darauf hin, dass jeder durch sein tägliches Verhalten direkt auf unser Klima einwirken kann – nur zwei Personen hatten noch nie online bestellt.
Der rege Mitteilungsbedarf der Schülerinnen und Schüler fand Gehör – sowohl Ministerin Priska Hinz als auch der Kreispolitiker Heinz Schreiber verwiesen in konkreten Fällen auf den direkten Kontakt via E-Mail hin, um den Anliegen der Jugendlichen nachzukommen. Die Ministerin betonte: „Ich bin ja hier, damit ihr versteht, dass eine Ministerin nicht nur irgendwo weit weg ist und Politik macht, sondern ich möchte für euch greifbar sein und stehe jederzeit für ein Gespräch zur Verfügung.“ Auch Verena Nijssen, Klimaschutzmanagerin für den Landkreis Limburg Weilburg, bemerkte in der Diskussionsrunde zustimmend, man müsse neue Kreisläufe in Wirtschaft und Politik schaffen und diese etablieren. „Es ist wichtig, dass wir das Thema weitertragen und wenn ihr den Klimaschutz in eure Hobbys und eure zukünftigen Arbeitsstellen mitnehmt, dann können wir in vielen Bereichen ein Umdenken erreichen“, bemerkte Ingo Dorsten abschließend.