20.02.2025 | 11:36

Energieversorgung und Ausbildung im energieintensiven Industriebetrieb

Kreis-Wirtschaftsdelegation im Gespräch mit der Wendel GmbH aus Dillenburg

Die Wirtschaftsdelegation des Lahn-Dill-Kreises und die Wendel GmbH haben sich über Energieversorgung und Ausbildung ausgetauscht. Foto: Lahn-Dill-Kreis

Die Wirtschaftsdelegation des Lahn-Dill-Kreises und die Wendel GmbH haben sich über Energieversorgung und Ausbildung ausgetauscht. Foto: Lahn-Dill-Kreis

Die Wendel GmbH in Dillenburg ist Deutschlands größter Email-, Glasuren- und Engobenhersteller. In vierter Generation werden hier seit 1932 Spezialgläser zum Oberflächenschutz und -veredelung für verschiedenste Materialien gefertigt. Glasuren und Engoben findet man unter anderem auf Dachziegeln, Wand- und Bodenfliesen, Ofenkacheln und vielem mehr. Emails kommen im Alltag zum Beispiel auf Warmwasserspeichern, Badewannen, Geschirr und Schmuck zur Anwendung. Während es bis vor wenigen Jahren noch weitere Hersteller in Deutschland gab, ist Wendel mit der Emailproduktion mittlerweile die letzte Firma dieser Art in Deutschland. Die Wirtschaftsdelegation des Lahn-Dill-Kreises war zu Besuch bei Wendel. Zentrale Themen beim Gespräch waren: Wie kann die Energieversorgung für energieintensive Industriebetriebe in Zukunft gelingen? Vor welchen Hürden stehen Auszubildende? Wie kann bezahlbarer Wohnraum für Auszubildende möglich gemacht werden?

Industrielle Energieversorgung im Wandel
„Die steigenden Energiekosten beschäftigen uns sehr. Wir versuchen jedes Jahr unseren Energiebedarf zu reduzieren, benötigen aber sehr hohe Temperaturen für unsere Prozesse“, erklärte Geschäftsführer Klaus-Achim Wendel. Die Produktion ist sehr energieintensiv: Emailfritten werden bei Temperaturen von 1.200 bis 1.500 Grad Celsius geschmolzen. „Aktuell wird die Umstellung auf Wasserstoff durch den Bund gefördert. Die technischen Möglichkeiten werden zurzeit geprüft“, ergänzte sein Bruder Dr. Jörg Wendel. Ein großes Problem stelle für den Betrieb dabei die Verfügbarkeit und Lieferung dar. „Das Wasserstoffnetz in Deutschland ist noch nicht so weit und befindet sich im Aufbau. Unsere Standorte sind noch nicht an die Infrastruktur angeschlossen“, so Dr. Wendel weiter. Klaus-Achim Wendel führte aus, dass die Wendel GmbH aktuell bereits fünf Prozent ihrer Produktion ins Ausland verlagert hat, da dort die Energiekosten niedriger seien. Auch die Konkurrenten in Belgien und Frankreich könnten wesentlich günstiger produzieren. „Energiebeschaffung spielt eine große Rolle für unsere Wettbewerbsfähigkeit. Wir müssen uns langfristig die Frage stellen, wie lange die Produktionskosten sich tragen lassen. Eine Wasserstoffleitung würde für die Lieferung von Energie eine große Sicherheit geben und die Energiekosten senken“, so Wendel. Lisa Schäfer von der IHK Lahn-Dill wies darauf hin, dass das Hessische Wirtschaftsministerium erst kürzlich eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben habe, wie Mittelhessen an das Wasserstoff-Netz angeschlossen werden könne.

Transport und Wohnen in der Ausbildung
Auch die Ausbildung von Nachwuchskräften war Thema beim Gespräch zwischen Kreis-Wirtschaftsdelegation und der Wendel GmbH. Das Unternehmen ist für die duale Ausbildung zur Chemielaborantin oder zum Chemielaboranten auf die Werner-von-Siemens-Schule in Wetzlar angewiesen. „Würde die schulische Ausbildung hier nicht mehr stattfinden, müssten unsere Auszubildenden bis nach Frankfurt fahren. Das würde uns als Ausbildungsbetrieb natürlich unattraktiv machen“, erklärte Klaus-Achim Wendel und appellierte für den Erhalt der Ausbildungsstätte in Wetzlar. Auch die Anreise mit dem ÖPNV gestalte sich schwierig, da zum Beispiel die vorhandenen Zugverbindungen nicht auf den frühen Produktionsbeginn ausgelegt seien.

Im letzten Jahr habe das Unternehmen auch zwei zugezogene Azubis beschäftigt, die es sehr schwer bei der Wohnungssuche hatten. Sie wohnen nun in einer WG in einer der firmeneigenen Wohnungen. Bezahlbarer Wohnraum für Auszubildende sei eine branchenübergreifende Herausforderung, erläutert Kreis-Wirtschaftsdezernent Prof. Dr. Harald Danne. „Das ist immer wieder Thema bei uns und auch im Gespräch mit der IHK Lahn-Dill. Hier braucht es einheitliche und praktikable Lösungen, um die Ausbildung im Ganzen wieder attraktiver zu machen“, ergänzt Landrat Carsten Braun.