19.06.2023 | 11:21
Kindersprache im Fokus
Speziell ausgebildete Erzieherinnen und Erzieher testen Sprachfähigkeit in ihren Kitas / Offizielle Siegelverleihung in Wetzlar

Zwölf Kitas im Lahn-Dill-Kreis haben das KiSS-Siegel im Kreishaus Wetzlar überreicht bekommen. Vertreterinnen und Vertreter des Kreis-Gesundheitsamtes sowie des Hessischen Kindervorsorgezentrums würdigten die besondere Arbeit der Erzieherinnen und Erzieher in deren Einrichtungen. Foto: Lahn-Dill-Kreis
„Sprache ist der Schlüssel zur Welt“ – mit diesem Humboldt-Zitat eröffnete Christian Müller, Leiter des Kreis-Gesundheitsamtes, seine Laudatio zur KiSS-Siegelverleihung in Wetzlar. In dieser Veranstaltung würdigten der Lahn-Dill-Kreis und die Abteilung Kindersprachscreening (KiSS) des Hessischen Kindervorsorgezentrums am Universitätsklinikum Frankfurt einige der Kitas, die am Kindersprachscreening (KiSS) des Hessischen Ministerium für Soziales und Integration teilnehmen.
Die speziell geschulten Erzieherinnen und Erzieher testen das Sprachvermögen der vier- bis viereinhalbjährigen Kinder und fördern so die sprachliche Entwicklung von Kindern. „Somit sind die KiSS-Kitas quasi der Schlüsseldienst, der den Kindern dabei hilft, sich mit Sprache die Türen der Welt zu öffnen“, führte Müller aus.
Insgesamt 15 Kitas haben das KiSS-Siegel erhalten:
- Kindertagesstätte Spatzennest, Aßlar-Berghausen
- Kindertagesstätte Drachennest, Aßlar-Kleinaltenstädten
- Kindertagesstätte Am Kirchberg, Aßlar
- Kindertagesstätte Entdeckerland, Aßlar
- Kindertagesstätte Flohkiste, Aßlar-Bechlingen
- Kindergarten Kunterbunt, Hüttenberg-Hörnsheim
- Kindertagesstätte Waldgeister, Hüttenberg-Volpertshausen
- Evangelische Kindertagesstätte Wichernzwerge, Bischoffen
- Evangelischer Kindergarten Philippstein, Braunfels-Philippstein
- Kindertagesstätte Waldgruppe Fledermäuse, Braunfels
- Evangelischer Kindergarten Johanneshof, Wetzlar
- Kindertagesstätte Bunte Eiche, Sinn-Edingen
- Katholische Kindertagesstätte Regenbogen, Eschenburg-Eibelshausen
- Evangelische Kindertagesstätte Meisennest, Eschenburg-Wissenbach
- Kindergarten Flammersbach, Haiger-Flammersbach
Wenn Sprache nicht funktioniert, sei das ein Gesundheitsrisiko und könne Kinder krank machen. Deswegen müssen Eltern und Betreuungspersonen besonders darauf achten, sprachliche Entwicklungsstörungen bei Kindern zu verhindern. Mit dem KiSS überprüfen die Kitas, ob bei Kindern Auffälligkeiten in der sprachlichen Entwicklung vorliegen. Laut Elena Düllmann, kommissarische Bereichsleiterin der Abteilung KiSS, kann das verschiedene Ursachen haben. Organische Gründe können beispielsweise schlechtes Hören oder ein verkürztes Zungenbändchen sein, außerdem komme es auch auf das soziale Umfeld und wie dieses mit dem Kind kommuniziert an. „Dieses soziale Umfeld ist aber bei jedem Kind anders. Hier kommen die Kitas ins Spiel. Fast die Hälfte aller Kitas im Lahn-Dill-Kreis nehmen bereits an KiSS teil, zudem gibt es hier sechs Sprachexpertinnen. Damit ist der Kreis schon gut aufgestellt“, sagte Düllmann. Die Sprachexpertinnen schulen das Kita-Personal im Lahn-Dill-Kreis jährlich.
Im Jahr 2021 waren über zwei Drittel der gescreenten Kinder in Hessen in der sprachlichen Entwicklung unauffällig. Das bedeutet, dass sie im Alltag bereits recht sicher kommunizieren können. Bei einem Drittel bestand Förderungsbedarf. Die Kinder sind also entweder sprachpädagogisch förderbedürftig oder es gibt medizinischen Abklärungsbedarf. In beiden Fällen ist das Ziel: Die Kinder sollen zum Schulstart sprachlich fit genug sein, um gut im Unterricht mitmachen zu können. „Wenn Kinder die Sprache nicht gut beherrschen, sind bestimmte Lebensbereiche und Bildungswege nicht gut zugänglich für sie. Mit dem Sprachscreening helfen die Kitas sowie Erzieherinnen und Erzieher dabei, dem vorzubeugen“, betonte Düllmann und richtete sich dann an die Anwesenden bei der Auszeichnung: „Vielen Dank für die wertvolle Arbeit, die Sie mit dem KiSS in den Kitas leisten. Sie erleichtern den Kindern eine gute Teilnahme am gemeinsamen gesellschaftlichen Leben.“
Hintergrund zu KiSS:
Das Kindersprachscreening Hessen feiert in diesem Jahr das 15-jährige Bestehen. 2008 wurde das Programm im Auftrag des Hessischen Ministeriums für Soziales und Integration entwickelt. Das Ziel lautet seitdem: die Bildungschancen aller Kinder in den hessischen Kindertagesstätten verbessern.
Damit Erzieherinnen und Erzieher in Kitas frühzeitig feststellen können, ob Kinder sprachlich gefördert werden sollten oder gar eine medizinische Untersuchung notwendig ist, haben sich viele von ihnen schulen lassen und nehmen jährlich an einer Re-Zertifizierung teil, um auf dem aktuellen Stand zu bleiben. Im Jahr 2021 führten 71 von 157 Kindertagesstätten im Lahn-Dill-Kreis f das Kindersprachscreening durch.
Insgesamt sechs Sprachexpertinnen stehen für die KiSS-Schulungen im Lahn-Dill-Kreis zur Verfügung: Regina Titz, Ilona Breidenstein, Saskia Peter, Miriam Mende, Laura Triller und Greta Winkelhaus. Zu ihren Aufgaben gehört es, sich im Auftrag des Kreis-Gesundheitsamts und in Zusammenarbeit mit dem Hessischen Kindervorsorgezentrum am Universitätsklinikum Frankfurt um die Schulung, Betreuung und Weiterbildung der KiSS-Erzieherinnen und -Erzieher in den Kindertageseinrichtungen zu kümmern.